Časná setba ozimé pšenice

Frühsaat bei Winterweizen

Časná setba ozimé pšenice

Prof. Dr. W. Diepenbrock

Institut für Acker- und Pflanzenbau der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Ludwig-Wucherer-Str. 2, D-06099 Deutschland

Zusammenfassung

Frühsaat bei Winterweizen liegt etwa 2 bis 3 Wochen vor der ortsüblichen Normalsaat. Den Ertragsvorteilen sind Nachteile in Hinblick auf Auswinterung, Ungras und Unkrautaufkommen sowie schwierigere Bestandesführung im Frühjahr gegenüberzustellen. Nach Frühsaat sind Bestockung und Wurzelentwicklung im Herbst beschleunigt; der Reifetermin erfährt allerdings eine deutliche Synchronisation verschiedener Saattermine. Zur Abmilderung der Risiken einer Frühsaat stehen verschiedenen pflanzenbauliche Maßnahmen zur Verfügung. Dazu gehören Saatgutbehandlung, Sortenwahl (Bestockung, Bewurzelung, Standfestigkeit, Reaktion auf Vernalisation und Photoperiode, Gesundheit), Wahl der geeigneten Saatdichte, Insektizid- und Herbidzidmaßnahme im Herbst und angepasste N-Düngung im Frühjahr. Im Landwirtschaftsbetrieb kann der Reifetermin durch differenzierte Saatzeit und Sortenwahl über 10 bis 14 Tage gestreckt werden.

Souhrn

Časná setba ozimé pšenice se pohybuje okolo 2 až 3 týdnů před normálním setím v místě obvyklém. Výnosové přednosti jsou nevýhodou se zřetelem na vymrznutí a vzcházení plevelů a staví proti sobě obtížnější ošetřování porostu na jaře. Po časném zasetí se urychlí odnožování a rozvoj kořenů; termín zralosti doznává ovšem důraznou synchronizaci s rozdílnými termíny setí. Pro zmírnění rizik časného setí jsou k dispozici různá pěstitelská opatření. Náleží k nim úprava osiva, výběr odrůdy (odnožování, zakořeňování, pevnost stébla, reakce na jarovizaci a fotoperiodu, zdravotní stav), volba vhodné hustoty, aplikace insekticidů a herbicidů na podzim a přizpůsobené hnojení dusíkem v časném jaru. V zemědělském provozu se může termín zralosti vlivem různé doby zasetí a výběrem odrůd natáhnout přes 10 až 14 dnů.

Einleitung

Mit steigenden Betriebsgrößen, zunehmender Ausdehnung der Winterweizenfläche und damit engeren Fruchtfolgen sind die Ackerbaubetriebe zur weiteren Verlängerung der Aussaatzeitspanne im Herbst gezwungen. Von den Wintergetreidearten ist der Weizen aus biologischen Gründen am wenigsten empfindlich gegenüber der Saatzeit, so dass die Frühsaat durchaus einen arbeitswirtschaftlichen Vorteil ohne Ertragseinbußen bringen kann. In vielen Fällen wird sogar von Ertragsvorteilen gegenüber der Normalsaat, allerdings auch von unkalkulierbaren Risiken, berichtet.

Zu den Vorteilen der Frühsaat gehören insbesondere die Verlängerung der Vegetationszeit (=Ertragserhöhung), der vorwinterliche Bestockungsbeginn (=Ertragssicherung), die Nutzung des Bodenstickstoffs durch ein größeres Wurzelsystem, die Risikominderung gegen Vorsommertrockenheit und die Streckung der Saat-, Reife- und Erntezeitspannen.

Die Nachteile liegen hauptsächlich in der größeren Auswinterungsgefahr durch Überwachsen der Bestände, dem stärkeren Unkraut- und Ungrasdruck durch längere vorwinterliche Vegetationszeit sowie dem höheren Befall mit Krankheiten (Gerstengelbmosaikvirus, Fuß- und Blattkrankheiten)

Biologische Grundlagen

Anliegen des Pflanzenbaues ist es, das Strahlungsangebot im Rahmen der zur Verfügung stehenden Vegetationsperiode bei Annäherung an die Leistungsgrenze der Photosynthese in Ertrag umzusetzen (Abb. 1). Wachstum und Entwicklung des Getreidebestandes passen sich den jeweiligen Standortbedingungen im Wesentlichen durch die Reaktion auf Temperatur und Tageslänge an. Die ertragsbestimmenden Entwicklungsphasen Keimung, Bestockung, Schossen, Blüte und Kornwachstum, in denen sich die Ertragskomponenten Pflanzenzahl/Fläche, ährentragende Halme/Pflanze, Kornzahl je Ähre und Tausendkornmasse herausbilden, werden von den beiden Umweltfaktoren und ihren Wechselwirkungen entscheidend beeinflusst.

Neben der Sprossentwicklung ist auch die Wurzelentwicklung nach Frühsaat deutlich verändert (Abb.2). Es wird gegenüber der Normalsaat eine frühere Wurzelausbildung, eine größere Gesamtwurzellänge und eine intensivere Durchwurzelung über die gesamte Vegetationsperiode erreicht, so dass der Wasser- und Nährstoffvorrat des Bodens früher und in größeren Tiefen ausgenutzt wird.

Die Saatzeit des Getreides orientiert sich grundsätzlich daran, dass bis zum Beginn des Schossens eine ausreichende vegetative Entwicklung erreicht wird. Nach Keimung, die ab 3 bis 4 °C beginnt und bei 10 bis 15 (bis 25) °C gute Bedingungen findet, und Bestandesetablierung tritt eine Vegetationsruhe ein, die in Kurztagbedingungen fällt und im Frühjahr durch steigende Temperaturen und Tageslängen wieder aufgehoben wird. Bereits im Übergang zwischen Bestockung und Schossen büßen die Pflanzen ihre maximale Kältehärte durch Enthärtung wieder ein.

Insgesamt benötigt Winterweizen 50 bis 60 Vegetationstage vom Feldaufgang bis zum Übergang in den Langtag (14-Stunden-Tag) für eine ausreichende vegetative Entwicklung unter Kurztagbedingungen. Diese Bedingung wird in verschiedenen Regionen Deutschlands durch die unterschiedlich gelagerte Vegetationsruhe und den durch den Breitengrad bestimmten Verlauf der Tageslänge differenziert erfüllt (Abb. 3). Im maritimen Klima Norddeutschlands endet die Vegetationsruhe kurz vor Beginn des Langtages, so dass im Frühjahr keine nennenswerte Bestockung mehr möglich ist. Da von der Saat bis zum Ende der Bestockung etwa sechs Wochen benötigt werden, muss hier in der letzten Septemberdekade gedrillt werden. Im kontinentalen Klima setzt die Vegetationsruhe früher ein; allerdings bleiben im Frühjahr noch drei Wochen für die vegetative Entwicklung. Hier liegt die Normalsaat also Anfang Oktober. Im wintermilden Klima des Rheinlandes liegen zwischen Ende der Vegetationsruhe und Langtag fast sechs Wochen. Die Saat muss sich lediglich am Vernalisationsanspruch der Jungpflanzen orientieren. Der optimale Saattermin liegt hier also deutlich später (Mitte bis Ende November).

Aus biologischer Sicht ist also die Frühsaat zur besseren Ausschöpfung des Standortpotenzials geeignet. Allerdings bleibt der Ertragsvorteil der Frühsaat in der Praxis gelegentlich aus. In einigen Fällen steigt sogar die Ertragsunsicherheit. Beides steht mit den Besonderheiten des Anbauverfahrens bei Frühsaat in Verbindung.

Besonderheiten des Anbauverfahrens

Nicht in jedem Fall ist Winterweizen für eine Frühsaat geeignet. Sie ist nach späträumenden Blattfrüchten, in der Folge nach Weizen (Stoppelweizen) und als Augustsaat ausgeschlossen. Bei Selbstfolge des Weizens erhöht sich besonders unter hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit der Befall mit dem Erreger der Schwarzbeinigkeit und anderen Pilzkrankheiten, die nicht mehr unter Kontrolle gehalten werden können.

Die ertragssichernden Maßnahmen beginnen bereits mit der Saatgutbehandlung. Sie kann vor Halmbasiserkrankungen, Septoria- und Rostkrankheiten sowie Blattläusen als Virusüberträger schützen.

Eine kombinierte Fungizid-Insektizid-Behandlung des Winterweizensaatgutes wurde von 1995 - 1998 auf der Lehr- und Versuchsstation Seehausen der Universität Halle-Wittenberg mit den Sorten Kontrast und Toronto bei Früh- (10.-13.09.) und Normalsaat (8.-9.10.) mit vier Saatgutbehandlungsvarianten erprobt. In allen Versuchsjahren war die Früh- der Normalsaat im Ertrag überlegen (Abb. 4).

Die Sortenwahl ist eine der Schlüsselmaßnahmen für den Erfolg einer Frühsaat. Geeignete Sorten müssen mindestens 5 Hauptkriterien erfüllen:

· Sie sind bestockungsträge und dabei haupttriebdominant.

· Das Kronenwurzelsystem entwickelt sich auch bei verhaltener Bestockung zügig.

· Die Standfestigkeit ist auch bei früherer und stärkerer Streckung der unteren Internodien gewährleistet.

Die Sorten weisen eine stärkere Bindung an vernalisierende und photoperiodische Umweltreize auf.

Die Resistenz gegenüber Mehltau, Halmbruch und frühe Blattkrankheiten (z.B. Septoria tritici, Roste) sollte hoch sein.

Hybridweizen scheinen für die Frühsaat gut geeignet zu sein, weil sie ihr höheres Ertragspotenzial in der längeren Vegetationszeit besser ausschöpfen können. Insbesondere in kontinentalen Klimaten mit frühem Vegetationsstopp wird die von Hybriden benötigte Vorwinterentwicklung durch Frühsaat sichergestellt.

Zwischen den Qualitätsgruppen im Weizensortiment gibt es Unterschiede im Anspruch an die Saatzeit. Die Massenweizen der Qualitätsgruppen B und C nutzen ihre Ertragüberlegenheit besonders bei Frühsaat. A- und E-Sorten sind eher für Normal- oder ggf. Spätsaat geeignet, weil sie den Ertragsvorteil durch Frühsaat nicht umsetzen können.

Auch die Saat selbst und die nachfolgende Bestandesführung müssen an die Frühsaat angepasst werden. Bei früher Aussaat wird mit geringeren Aussaatstärken gearbeitet, weil die Einzelpflanze stärker bestockt. Saatmengen von 200 keimfähigen Körnern pro Quadratmeter reichen aus und gewährleisten immer noch eine Reserve gegenüber Pflanzenverlusten während des Winters.

Im Herbst werden im wachsenden Bestand Blattläuse, Fritfliegen und Zikaden durch eine Insektizidmaßnahme ab EC-Stadium 11/12 in Kombination mit Herbiziden (hauptsächlich gegen Klettenlabkraut, Kamille und Vogelmiere) unter Kontrolle gehalten. Von großer Bedeutung ist die herbstliche Bekämpfung von Ungräsern, die schon sehr früh, d.h. beim Auflaufen, vom Herbizid getroffen werden müssen.

Frühsaaten haben ein tiefreichendes und verzweigtes Wurzelsystem angelegt und können im Frühjahr den Bodenstickstoff besser ausnutzen als Normal- oder Spätsaaten. Deshalb lassen sie sich durch die mineralische N-Düngung schlechter in Wachstum und Entwicklung beeinflussen. Grundsätzlich gilt, das frühgesäte Bestände im Frühjahr mit der 1. N-Gabe verhalten zu düngen sind. Eine Herbstgabe erfolgt nicht.. Als N-Form sollten langsam wirkende Komponenten, vorzugsweise AHL oder Harnstoff, verabreicht werden. Die zweite N-Gabe erfolgt frühestens nach Abschluss des Spitzenährchens zu Schossbeginn. Wachstumsregler müssen frühzeitig eingesetzt werden, um Lager zu vermeiden. Zur Einkürzung und Stabilisierung der unteren Internodien muss die Behandlung schon bei Hebung des ersten Knotens erfolgen.

Im landwirtschaftlichen Großbetrieb werden die arbeitswirtschaftlichen Vorteile der Weizenfrühsaat gezielt genutzt. In einem 5-ortigen Anbauversuch in Thüringen konnte durch Kombination aus differenzierter Saatzeit und Sortenwahl eine Staffelung des Reifetermins über 10 Tage erreicht werden (Tab. 1). Die Streckung der Erntezeitspanne durch einen frühen Erntebeginn nach Frühsaat in Kombination mit frühreifen, aber ertragsschwächeren Sorten, könnte die Spanne noch weiter ausdehnen. In der betriebswirtschaftlichen Kalkulation ist dem evtl. Ertragsabfall die Mähdrescherausstattung im Betrieb gegenüberzustellen. Z. B. würde in Arbeitsspitzen der Zukauf von Mähdrescherkapazität 180 DM/ha kosten. Dies entspricht bei Qualitätsweizen mit einem Erzeugerpreis von 22 DM/ha einer Erntemenge von 8,2 dt/ha. Der Einsatz von frühreifenden Sorten in Kombination mit Frühsaat ist ökonomisch nicht mehr vertretbar, wenn die Ertragsdifferenz von frühen zu späten Sorten größer ist als der Ertragsverlust.

Literatur

Aufhammer, W., 1998: Getreide- und andere Körnerfruchtarten. UTB, Verlag E. Ulmer, Stuttgart.

Diepenbrock, W., G. Fischbeck, K.-U. Heyland und N. Knauer, 1999: Spezieller Pflanzenbau. 3. Aufl., UTB, Verlag E. Ulmer, Stuttgart.

Farack, M., 2001: Einfluss von Saatzeit und Sortenwahl auf Reife und Ertrag von Winterweizen. In: W. Diepenbrock (Hrsg.): Beiträge zur Gestaltung der Anbauverfahren landwirtschaftlicher Kulturpflanzen. Shaker Verlag, Aachen.

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Abb. 2: Wurzelentwicklung - Wurzellänge (km/m2); durchschnittliche Ergebnisse eines zweijährigen Versuches in Rothamsted und Woburn (1980-1981) nach Baracl. & Leight 1984

Abb. 3: Vegetationsruhe und Tageslänge in Abhängigkeit vom Standort (KOCHS 1981, schriftl. Mitteilung) (aus DIEPENBROCK et al. 1999)

Saatgutbehandlung

Frühsaat

Normalsaat

Kontrolle (Fungizid

4,5*

1,5

Contur Plus (CP)

5,0

1,2

Gaucho + CP

2,2

1,2

Gaucho

2,2

1,2

* Boniturnote 1-9

1 = ohne Infektion

9 = sehr starke Infektion

--

Abb. 4: Infektion mit Barley yellow dwarf virus (BYDV) am 30.4.1996, Sorte “Toronto”

Tab. 1: Gelbreifeverzögerung von Winterweizensorten in Abhängigkeit vom Saatzeitpunkt in Tagen (Mittel 5 Orte in Thüringen; 1998, 1999 (FARACK 2001)

Saatzeit

1. Saatzeit

22.09.98 - 30.09.98

2. Saatzeit

17.10.98 - 22.10.98

3. Saatzeit

03.11.98 - 20.01.99

Sorten

Moldau

Batis

Ritmo

22.07.

+ 3

+ 4

+ 3

+ 6

+ 6

+ 6

+ 9

+ 10

Tisk

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